Univ.-Prof. Dr. Dr. Gerhard E. Ortner
Vorstandsvorsitzender Kuratorium Wirtschaftskompetenz für Europa e.V.

Wirtschaftskompetenz als „Überlebensmittel“


Die Anstrengungen zur Wiederbelebung der durch gesundheitspolitisch motivierte Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie erheblich beschädigten Wirtschaft treffen auf die vielfältigen „zivilen“ Initiativen. Diese folgen unterschiedlichen Zielsetzungen, allerdings alle unter aufwendigen personalen und politischen Realisierung-Bedingungen. Für die Deckung daraus resultierenden „Bedarfe“ muss ein entsprechendes Angebot bereitgestellt werden. Dies trifft für die Bedarfe an „Lebensmittel“ im weitesten Sinne, von Grundnahrungsmittel bis zu Luxusgütern, aber auch „Überlebensmittel“ zu, also beispielsweise auch für die Bedarfe an „Klimastabilität“ und “Renaturierung“.

 

Diese Angebote dürfen nicht neue Bedarfe zur Folge haben, die größer sind, als die gestillten. Das heißt in wirtschaftlicher Diktion: Der Preis für die Herstellung darf nicht höher sein als der zu erzielende Ertrag. Das hat nichts mit Profiterzielung und wenig mit Gewinnstreben auf Kosten Dritter, sehr viel aber mit der Vermeidung von Verschwendung – und damit der langfristigen Sicherung von Ressourcen zu tun.

 

Die Deckung von knappen Bedarfen, also solchen, die nicht durch Angebote im Überfluss gedeckt werden können, bedarf personaler und „realer“ Leistungen. Die Bedarfsdeckung zu fordern, ist eine politische Aktivität, sie zu erreichen eine ökonomologische, das heißt eine wirtschaftliche, die auf langfristige Ressourcensicherung Bedacht nimmt.

 

Etwas öffentlich und wiederholt zu fordern wird gewärtig in Diskussionen als „für etwas kämpfen“ bezeichnet. Dies ist zulässig, löst das Problem der Beseitigung von Knappheit - der Bedarf ist höher als das Angebot - nicht. Hier wird im öffentlichen Diskurs - also der Meinungsbildung der Gesellschaft - ein fundamentaler Paradigmenwechsel deutlich. In der Wiederaufbaugeneration nach dem 2. Weltkrieg galt der Grundsatz „Man muss etwas leisten, damit man sich etwas leisten kann.“ Nunmehr scheint sich die Behauptung der Kinderladenpädagogik: „Man muss nur etwas lange und lautstark genug fordern, dann wird es auch geschehen.“ auch in der allgemeinen, öffentlichen und damit politischen Diskussion durchzusetzen.

 

Der zur Bewältigung der massiven Beschädigung durch die Pandemie erforderlich gewordene Neustart der Weltwirtschaft bietet allerdings auch eine einmalig historische Chance: Es geht um nichts weniger als die Verwirklichung nachhaltiger ökonomologischer Prinzipen zur Stabilisierung von Wohlstand und Wohlfahrt für die größtmögliche Zahl auf hohem Niveau. Zu den unabdingbaren Voraussetzungen hierfür gehört freilich das jeweils höchstmögliche Wissen um Ökologie und Ökonomie der größtmöglichen Zahl der Menschen und der feste Wille, es global vorbehaltlos einzusetzen.

 

Diesem Überlebensprinzip sind die Initiativen des KWE seit seinem Start um die Jahrtausendwende verpflichtet.