Fredmund Malik wurde am 1. September 1944 in Lustenau, Vorarlberg geboren. 1950 bis 1958 leistete er seine Pflichtschulausbildung ab, 1958 bis 1959 arbeitete er in einer Vorarlberger Textilfabrik, 1959 bis 1963 besuchte er die Handelsakademie mit dem Abschluss der Wirtschaftsmatura, 1963 bis 1968 war er als kaufmännischer Angestellter in der Heizungsbranche tätig.
Er studierte ab 1968 in Innsbruck und ab 1970 in St. Gallen Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, Logik und Wissenschaftsphilosophie. 1971 verfasste er seine Diplomarbeit über „Kybernetische Modelle und Managementkonzepte" bei Professor Dr. Hans Ulrich, dem geistigen Vater der St. Galler Systemorientierten Managementlehre und Schöpfer des St. Galler Management-Modells. Seinen Abschluss machte er in Betriebswirtschaftslehre mit dem lic. oec. HSG. Seine Gemeinschaftsdissertation mit Peter Gomez und Karl Heinz Öller, ebenfalls bei Hans Ulrich im Rahmen eines Forschungsprojekts des Schweizerischen Grundlagenforschungsfonds widmete sich dem Thema „Systemmethodik - Grundlagen einer Methodik zur Erforschung und Gestaltung komplexer soziotechnischer Systeme" und war auf den Arbeiten von Karl Popper und den großen Kybernetik-Pionieren, vor allem W. Ross Ashby, Stafford Beer, Gordon Pask und Heinz von Foerster aufgebaut. Malik promovierte 1975 mit dem besten Doktorat des akademischen Jahres summa cum laude und erhielt den Amicitia-Preis der HSG.
1978 folgte in St. Gallen die Habilitation für Betriebswirtschaftslehre mit besonderer Berücksichtigung der Unternehmensführungslehre Thema „Strategie des Managements komplexer Systeme - Ein Beitrag zur Kybernetik evolutionärer Systeme" und die Venia Legendi. 1978 bis 1986 war er Privatdozent für Betriebswirtschaft mit Schwerpunkt Unternehmensführung an der Universität St. Gallen; 1979 bis 1984 gleichzeitig auch Direktoriumsmitglied des Instituts für Betriebswirtschaft an der Universität St. Gallen. 1981 bis 1982 war er an der Universität Innsbruck Gastdozent, 1986 erfolgte seine Ernennung zum Titularprofessor in St. Gallen. 1992 bis 1997 war er Gastprofessor an der Wirtschaftsuniversität in Wien.
Fredmund Malik war von jeher ein besessener Leser und leidenschaftlicher Beobachter. Ihn trieb Wissbegier; seiner Fähigkeit zu logischem Denken verdankt er Informationen kritisch-rational zu verarbeiten.
Man darf ihn getrost als Querdenker einstufen; daraus folgt sicher auch, dass Jura, formale Logik und Wissenschaftsphilosophie zu seinen Lieblingsstudiengebieten zählten. Seine ganz persönlichen Interessen stillte er mit Kunst- und Geschichtswissenschaften.
Kybernetik spielt in der Laufbahn von Fredmund Malik die zentrale Rolle. Seine jahrelange Zusammenarbeit mit Hans Ulrich, dem Begründer des St. Galler Management-Modells prägte sein weiteres Wirken. Ulrich setzte an der Hochschule St. Gallen mit seiner systemorientierten Managementlehre eine nachhaltige Reformierung der Betriebswirtschaftslehre in Gang. Beeinflusst wurde er unter anderem aber auch von Peter F. Ducker's Managementlehre. Ihn faszinierten Karl Popper, Norbert Wiener, Heinz von Foerster und Stafford Beer.
Wie schon ausgeführt kam Fredmund Malik aus der Praxis in die Wissenschaft. Für ihn war es nun ein logischer Schritt aus der Wissenschaft in die Praxis zurückzukehren. 1977 wird er zum Direktor des Management Zentrums St. Gallen ernannt, 1979 - 1984 ist er gleichzeitig Mitglied der Direktion des Instituts für Betriebswirtschaft an der Hochschule St. Gallen mit Zuständigkeit für den Bereich Unternehmensberatung. 1984 übernimmt er das Management Zentrum St. Gallen und gründet zusammen mit zwei Partnern das Management Zentrum St. Gallen AG (MZSG AG). Seither ist er Präsident des Verwaltungsrates der MZSG Holding AG und ihren Tochtergesellschaften. Daneben ist Fredmund Malik Inhaber mehrerer weiterer Unternehmen. Schließlich übt er darüber hinaus diverse Verwaltungsrats-, Aufsichtsrats- und Beirats- sowie Stiftungsratsmandate aus, woraus seine Erfahrungen mit der Praxis von Corporate-Governance resultieren.
Mehr als 250 Veröffentlichungen hat Fredmund Malik bisher herausgebracht. Seine etwa 10 Bücher erschienen in hohen Auflagen. Für die Internationalität seines Denkens sprechen, dass Übersetzungen in Englisch, Spanisch, Italienisch, Französisch, Finnisch, Chinesisch und Russisch erfolgten.
Am 14. Januar 2000, fast auf den Tag vor neun Jahren, gründeten Stafford Beer, der Begründer der Management-Kybernetik und Fredmund Malik das Cwarel Isaf Institute in Wales. Das Lebenswerk von Beer, dessen Denken und die Lösungswege, die fundamentale Bedeutung für das Management in komplexen Systemen haben, sollten für die Gesellschaft verfügbar gehalten werden. Die freundschaftlich-partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Malik und Beer begann schon in den 70-er Jahren. Am Management Zentrum in St. Gallen und seinen Tochtergesellschaften werden Beers Lehren und Methoden den Kunden im Rahmen von Beratungen und Schulungen vermittelt.
Wir alle wissen, dass das in der Tiefe liegende Problem aller Organisationen die effektive Regulierung, Lenkung und Kommunikation im Lebewesen und der Maschine ist. Ich möchte hier nun gezielt auf die Organisationskybernetik eingehen: „In Unternehmen, Verwaltungen etc. ist das Management für die Organisation verantwortlich. Der Manager kann als Lotse eines Unternehmens (griechisch: kybernetes) bezeichnet werden. Platon nannte das die "Steuerkunde". Norbert Wiener hat 1948 in "Cybernetics" den Nachweis erbracht, dass die Kybernetik als Lehre der Steuerungs- und Regelungsvorgänge nicht nur im technischen Bereich, sondern auch in der Biologie und Wirtschaft eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt. Ein Unternehmen stellt sich kybernetisch gesehen als Sonderform eines Systems dar. Beer sieht das "als irgendeine zusammenhängende Ansammlung von Elementen, die auf eine dynamische Weise miteinander in Beziehung stehen."
Fredmund Malik schreibt in „Gefährliche Managementwörter (2004)": „Wissen ist etwas, was beim derzeitigen Stand nichts mit Computern und IT zu tun hat, sondern mit Gehirnen und mehr noch mit Verstand und Vernunft. Wissen ist etwas, was seinen Ort, salopp formuliert, zwischen zwei Ohren hat und nicht zwischen zwei Modems."
Und in „Führen - Leisten - Leben (2000)": „Bemerkenswert viele Manager haben eine Abneigung gegen Schriftlichkeit. Sie assoziieren sie mit Bürokratie. Das mag in manchen Fällen seine Berechtigung haben, bei der Zielformulierung jedoch ist sie nicht angebracht. Die Ziele jeder Person müssen schriftlich dokumentiert sein, und zwar so präzise wie nur irgend möglich. Das bedeutet keineswegs Mehrarbeit, wie immer wieder eingewendet wird, sondern es spart im Gegenteil zusätzliche Arbeit, nämlich die spätere Mühe des Ausräumens von Missverständnissen, Irrtümern und Kommunikationsproblemen. Außerdem ist die schriftliche Dokumentation von Zielen eine unabdingbare Voraussetzung für eine spätere Leistungsbeurteilung."
Damit hoffe ich, Ihnen den Wissenschaftler, den Unternehmensführer, den Berater und Menschen Fredmund Malik ein wenig näher gebracht zu haben.
Das Statut zur Vergabe des Heinz-von-Foerster-Preises für Organisationskybernetik schreibt vor: Mit dem Preis sollen herausragende Leistungen in den Bereichen Unternehmensführung sowie Unternehmens- und Personalberatung auf der Grundlage kybernetischen Denkens und/oder unter Anwendung
kybernetischer Modelle und Verfahren gewürdigt werden.
Dies alles ist Fredmund Malik auf den Leib geschnitten, weshalb ihm die Jury einstimmig den Preis zuerkannt hat.
Gegeben zu Hagen am 15. Januar 2009